Was ist Hochsensibilität?
Hochsensibilität ist keine Einbildung, auch keine Erkrankung, sondern eine erhöhte Wahrnehmungsfähigkeit, die mit einer neurologischen Besonderheit einhergeht.

Hochsensibilität und die Wissenschaft
Schon in den 1920er-Jahren wurde bei Versuchsreihen festgestellt, dass es bei den Menschen deutliche Unterschiede gibt, wie sie Stimulationen oder Reize verarbeiten bzw.wie sie auf diese Reize reagieren.
1978 bestätigte eine andere Untersuchungsreihe, dass bei Hochsensiblen wesentlich mehr Informationen auf dem Weg zur Großhirnrinde als wichtig eingestuft und zugelassen werden und zu verarbeiten sind. Dies zeigte eine Magnetresonanztomographie (MRT). Sie lieferte Hinweise auf eine erhöhte Aktivität im Zwischenhirn
.
2018 wurde eine weitere Studie veröffentlich, die Hinweise gibt, dass nicht - wie bisher angenommen - 10 bis 15 % aller Menschen hochsensibel sind, sondern, dass es

3 Sensibilitätsgruppen gibt:
29 % sind weniger sensibel
40 % durchschnittlich sensibel und
ca. 31 % sind hochsensibel

wobei die Hochsensiblen in 3 Grundtypen eingeteilt werden können: in

Sensorisch Hochsensible
Emotional bzw. empathisch Hochsensible
Kognitiv Hochsensible

Sensorisch Hochsensible
Sie besitzen eine besonders empfindsame Sinneswahrnehmung. Geräusche, Gerüche, Lichter und Farben wirken besonders intensiv auf sie. Auch der eigene Körper mit seinen inneren Funktionen wird intensiver wahrgenommen.

Herausforderungen:
Sensorisch Hochsensible sind oft besonders lärmempfindlich, leicht irritiert und neigen zu Reizüberflutung.
Segen:
Aufgrund der vielschichtigen Wahrnehmung des eigenen Körpers erkennen sie (schwere) Erkrankungen eher und können diese leichter therapieren

Emotional bzw. empathisch Hochsensible
Sie reagieren besonders stark auf Feinheiten im zwischenmenschlichen Bereich.

Herausforderungen:
Sie fühlen sich oft überfordert von der Last all dessen, was sie wahrnehmen. Sie können sich schlecht abgrenzen und werden schnell zu Lastenträgern (
s. hochsensible Lastenträger).
Segen:
Sie sind mitfühlend, hilfsbereit, empathisch sowie gute Zuhörer mit starker Intuition.

Kognitiv Hochsensible
Kognitiv Hochsensible verfügen über ein starkes Empfinden für Logik und neigen zu Perfektionismus. Sie spüren intuitiv, ob etwas wahr oder falsch ist, und sind zu komplexem, abstraktem, analytischem Denken fähig.

Herausforderungen:
Die vielschichtigen Gedankengänge sind im Alltag oder Beruf oft nicht erwünscht und werden als hinderlich erlebt.
Segen:
Sie haben oft besondere Begabungen im Bereich der Musik, Mathematik, abstrakten Physik, Philosophie oder verwandten Gebieten.

Und es gibt die
introvertiert und extrovertiert Hochsensiblen.

Menschen, die introvertiert hochsensibel sind, was schätzungsweise bei rund 70 % der Fall ist, haben ein noch stärkeres Bedürfnis nach Rückzug, denn Schönes und Schmerzhaftes, Eindrücke, Gedanken und Gefühle werden noch intensiver empfunden.

Die extrovertiert Hochsensiblen wissen oft lange nichts von ihrer Hochsensibilität. Sie sind meist gesellig, aktiv, engagiert und kontaktfreudig. Sie lieben es, mit Menschen zusammen zu sein, und sind offen für neue Erfahrungen. Gleichzeitig wundern sie sich darüber, wieso sie manchmal körperlich oder emotional von einem Moment auf den anderen an ihre Grenzen stoßen. Sie reagieren sensibel auf Umweltreize und brauchen mehr Zeit für sich.

Hochsensibilität und ihre Auswirkungen
Wie schon erwähnt fühlen hochsensible Menschen wesentlich mehr als normal Sensible, sie nehmen ihre Lebenswelt deutlich detailreicher wahr und auch schwächere Umweltreize erfassen sie bewusster. Dadurch kommt es zu einer stärkeren und anhaltenderen Aktivierung der Botenstoffe im Nervengewebe und einer überdauernden Stimulierung.
Hochsensible Menschen, kurz HSP (= highly sensitive person), nehmen nur schwach gefiltert, manchmal auch filterlos Eindrücke jeglicher Art auf, z. B. Geräusche, Gerüche, Temperaturen, Schmerzen, Gefühle und Stimmungen anderer, da die Reizschwelle des Thalamus (das Kernstück des Zwischenhirns und verantwortlich für die Filteraufgabe) niedriger ist, was eine viel höhere Durchlässigkeit von Reizen zur Folge hat.
Während Normalsensible Gewohntes und Uninteressantes, z. B. Radio, Hintergrundlärm, Gespräche anderer etc. einfach ausblenden, d. h. nicht bewusst wahrnehmen, fällt das Hochsensiblen meist schwer. Deshalb sind sie oft nicht in der Lage, intensive Eindrücke schnell einzuordnen und abzulegen und zum Tagesgeschäft überzugehen. So geht manches erstmal in eine Zwischenablage, um später weiter bedacht zu werden. Das ist für nicht Hochsensible, die den Vorfall schon längst abgelegt und vergessen haben, oft unverständlich, und entsprechend reagieren sie. HSP hören nicht nur eine Botschaft, sondern erfassen gleichzeitig nebenbei so viele andere Informationen, dass es Tage oder sogar Wochen dauern kann, bis sie eine verwirrende Begebenheit eingeordnet haben. Das können z. B. Bemerkungen oder Scherze von Freunden sein oder eine aufwühlende Begegnung oder ein Streit.
Sie sammeln also unwillkürlich höhere Datenmengen und verarbeiten sie gründlicher und brauchen daher mehr Zeit zum Verarbeiten.
Aufgrund der Reizüberflutung sind sie auch viel schneller erschöpft und brauchen regelmäßig Phasen der Ruhe und Entspannung.



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