Mehr über mich
Es ist nicht leicht, als Hochsensibler in dieser Welt zu leben. Doch zu leben, ohne zu wissen, dass man hochsensibel ist, ist noch schwerer.
Bis zu meinem 49. Lebensjahr meinte ich, seltsam und falsch zu sein. Da aber mein Gefühl mir oft was anderes sagte, war ich immer unsicher und zweifelte an mir selber. Zum Zweifel und zur Unsicherheit gesellten sich dann noch die Gefühle, nicht geliebt zu werden und an allem schuld zu sein.
Im Teenager- und jungen Erwachsenenalter wurden diese Gefühle so stark, dass ich anfing, mich zu hassen. Irgendwann suchte sich dann der Hass ein Ventil und ich begann, mich selber zu verletzen.
Im Gymnasium war ich fast immer überfordert von der Menge des Lernstoffes und des Arbeitstempos und geistig oft gar nicht wirklich "anwesend". Ich denke, ich habe mich schon damals ganz intuitiv geschützt - nur leider ziemlich unproduktiv.
Schon als Kind liebte ich Sport und Musik und baute so unbewusst mit körperlicher Aktivität und Musizieren -
diesmal auf produktive Art und Weise - Druck und Stress ab. Aber die seelischen Verletzungen und das Gefühl, nicht verstanden zu werden, belasteten mich enorm. Umso wertvoller war für mich die Erkenntnis, dass es kein Zufall ist, dass ich auf der Welt bin und es einen Schöpfer gibt, der mich liebt so wie ich bin. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich zwar noch nicht, dass es hochsensible Menschen gibt, aber es machte doch mein Leben leichter und lebenswerter. Von diesem Moment an durfte Gott mich durchs Leben führen und mich von diversen Süchten befreien.
Als ich dann 2015 von der Hochsensibilität erfuhr, war das für mich wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag zusammen: einfach nur herrlich! Endlich konnte ich meine Gefühle und die Menschen um mich herum besser verstehen. Endlich wusste ich: ich bin nicht krank oder verkehrt, komisch oder seltsam, sondern einfach nur ein bisschen anders, nämlich hochsensibel: jemand, der aufgrund der Andersartigkeit seines Nervensystems oft überreizt ist und regelmäßig kurze Auszeiten und andere Möglichkeiten zum Regenerieren braucht, damit er seine Stärken besser leben kann.
Auch wenn wir die Hochsensibilität manchmal am liebsten wegtherapieren wollten und natürlicherweise immer wieder in unserer Lebensqualität eingeschränkt sind, können wir doch die
Stärken
darin entdecken und so leichter und zufriedener durchs Leben gehen.